Hermann Wilhelm Emil SUPHAN verlässt Frankenhausen. Von Frankenhausen nach Manhattan 1882 wanderte der 23jährige Hermann Wilhelm E. Suphan zusammen mit seiner zwei Jahre jüngeren Frau aus Frankenhausen aus. Ihr Ziel war New York. Was bewegte das junge Ehepaar, Heimat und Familie für eine Reise ins Unbekannte zu verlassen?
In dieser Zeit galt es, sich dem auch in Frankenhausen eingetretenen
Wandel zu stellen. Hinsichtlich der Kommunikation und Information waren
die Neuerungen ja auch vorteilhaft. Die wachsende Lese- und Zeitungskultur
hatte bereits seit der Spätaufklärung das Frankenhäuser Intelligenzblatt
hervorgebracht. Nicht nur hier, sondern besonders in einer in Frankenhausen
verlegten Auswandererzeitung, wurde das Thema Auswanderung intensiv behandelt.
Briefliche Informationen von Verwandten und Freunden, die bereits früher
die Heimat verlassen hatten, mögen die Entscheidung beschleunigt haben.
Meine bisherigen Recherchen zur Familie Suphan reichen bis in die erste
Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück. Zu dieser Zeit wurde Johann Caspar
Suphahn [1] im Frankenhäuser Kirchenbuch erwähnt. Da Sohn
und Enkel nachweislich in Frankenhausen Schmiede waren, nehme ich an,
dass auch er diesen Beruf ausübte.
Während die zahlreichen Kinder seines jüngeren Sohnes, Johann Günther
Wilhelm Suphan (1792-1867), wohl alle kurz nach der Geburt
starben [3] , erreichten die
Kinder seines älteren Sohnes Anton August Carl (1785-1850) ein
hohes und sogar sehr hohes Alter. In den Kirchenbüchern wird letzterer
immer „der Schmidt“ genannt. Suphans in den Vereinigten Staaten
Wie bereits erwähnt kamen Hermann Wilhelm E. Suphan (1859-1951) und seine jungeFrau Ida, geborene Scheffler, 1882 nach NewYork. Sie ließen sich in Manhattan nieder, wo 1884 ihr erster Sohn William Herman geboren wurde. Ihm folgten zwei weitere Söhne. Um 1890 erwarben sie Wohneigentum in Brooklyn [5] . Hermann Wilhelm (ich nenne ihn noch in der deutschen Schreibweise) wird im Census (Volkszählung) von 1900 [6] als Zigarrenmacher mit dem Familiennamen Subhahn erwähnt. Später wird daraus wieder Suphan. Die schon aus Frankenhausen bekannten unterschiedlichen Namensschreibweisen setzten sich damit zunächst in den USA fort.
Ein interessanter Punkt in seinem Leben war dass er sich sehr in einer deutsch-amerikanischen Vereinigung, wohl einer Loge, engagierte, der sogenannten Legion of Honour. In der Zeitung Brooklyn Daily Eagle werden mehrere Veranstaltungen erwähnt, in denen er als „Dictator“ in einer Loge agiert, was wohl bedeutet, dass es seine Aufgabe war, Sitzungen oder Treffen dieser Loge zu leiten.
Die Suphans sind ein gutes Beispiel für dieses Integrationsmuster. Robert Jourdan Suphan Jr. erinnert sich: Obwohl der Einwanderer Hermann Wilhelm E. mit seiner Familie „in einer im wesentlichen deutschen Nachbarschaft in Brooklyn lebte“, wo sie Wohneigentum erworben hatten, „erlaubten sie ihren Freunden nicht zu ihnen herüber zu kommen, bevor die drei Jungen (William, Herman and Frank) im Bett waren, damit die Kinder nicht hörten, wie zu Hause deutsch gesprochen wurde. Es war für sie klar, dass die Jungen nur Englisch lernen und richtige Amerikaner werden sollten.“ Dadurch dass ihr Sohn William Herman sich seine Frau außerhalb der deutsch-amerikanischen Gemeinde suchte, beschleunigte er seine Integration. Zurück zu Herrmann Wilhelm E., der mittlererweile Herman William E. Suphan geworden war. „Er war ein ausgezeichneter Schütze, nahm jährlich an Wettbewerben teil und konnte sich immer irgendwo unter den ersten Drei platzieren.“ Es gibt noch einen „Siegerpokal für den Sieg bei einem Gewehr-Wettbewerb in der Nähe des heutigen Coney Island.“ Er war sicher kein Militarist sondern die Freude und die Fähigkeit zu schießen, könnte auf den deutschen Brauch der Schützenvereine zurückgehen, wo Schießen ebenfalls als Sport betrieben wurde und der Gewinner der jährlichen Wettbewerbe zum Schützenkönig ausgerufen wurde. Eine lustige Begebenheit wird in der Familie überliefert. Als das erste Radio kam bat man ihn, dem neuen Apparat zuzuhören. Die Familie schaltete das Radio an und es wurde Geigenmusik gespielt. Erst guckte er irritiert durch das Zimmer, dann lächelte er und sagte: “Ah, shut zee veendow!” So hörte sich “Shut the window” in seinem deutschen Akzent an. Er dachte, jemand der draußen Geige spielte, wolle ihn zum Narren halten. Wenn man noch einmal an die Integration, also an den Prozess der Amerikanisierung denkt, war der erste Weltkrieg für die meisten deutschen Einwanderer und ihre Nachkommen eine entscheidende Wendemarke. Er bedeutete sehr oft einen starken Einschnitt zu Lasten der historischen Herkunft hin zum Gefühl, Amerikaner zu sein. Mindestens ein Suphan, nämlich Harry/Herman diente in der Armee. Es gibt noch ein Foto, das ihn in Uniform mit Kameraden in Frankreich zeigt. Sein Bruder, der junge William Herman (1884-1954) trat 1906 im Alter von 22 Jahren in das Fire Department von New York, das FDNY, ein. Hinsichtlich seiner Tätigkeit wird er anfangs als Fahrer bezeichnet, was zu damaliger Zeit bedeutet haben muss, mit Pferden zu fahren. Benzinmotor betriebene Fahrzeuge erhielt das Fire Department erst zehn Jahre später. - Er heiratete Angeline Maria Vincent [1881-1973]. Sie stammte von wenigstens zwei alten New Yorker Familien ab, den Vincents und den Bogarts. Ihr Vater war Holländer mit zusätzlichen irischen Wurzeln, ihre Mutter Schottin. Für den irischen Einfluss war ihre Großmutter verantwortlich, eine McCarthy aus dem irischen County Cork - Bantry Bay Gebiet. Sie war zu den Vincents als Dienstmädchen mit einem damals üblichen, besonderen Anstellungsvertrag (indentured servant) gekommen. Die Familie hatte die Kosten der Überfahrt von Irland übernommen, die Angeline nun über eine bestimmte Zeitspanne hinweg abarbeiten musste. Sie heiratete später den Sohn der Familie, Abram Vincent. William Herman arbeitete sein Leben lang im Fire Department, ging dann in Pension und starb mit 70 Jahren nur einige Jahre nach dem Tod seines Vaters. Seine Frau, Angeline Maria, wurde 91 Jahre alt. Sie hatten zwei Kinder, eine Tochter, Eleanor Ida Suphan, und einen Sohn, William Herman Suphan, Jr. (1909-1988). Bevor auch er wie sein Vater in das FDNY eintrat hatte er mehrere andere Tätigkeiten, zuletzt als Installateur. Dem Fire Department diente er 20 Jahre und unterbrach diese Tätigkeit nur von 1944-46 als Freiwilliger bei der US Marine. Er hatte im New Yorker Hafen auf Löschbooten gearbeitet, hatte also Kenntnisse und Übung beim Feuerlöschen auf Booten. Deshalb brachte er gute Voraussetzungen für seine Aufgabe, das Unterweisen im Feuerlöschen auf Schiffen, mit. Später setzte er seine Tätigkeit bis zur Pensionierung im Fire Department fort, diente sogar in derselben Löschabteilung, in der sein Vater gedient hatte, nämlich der Ladder Company 147. Beide waren sie Tillermen, das heißt, sie steuerten das Ende eines langen Leiterwagens.
Bei seiner Stationierung in Memphis, Tennessee, lernte William Herman Jr. Ruth Mae Woodward [1912-1972] kennen und heiratete sie. Sie war eines von drei Geschwistern und hatte englische und holländische Wurzeln. Sie bekamen zwei Kinder. Ihr erster Sohn erhielt die Namen seines Großvaters William Herman und wurde damit William Herman, III. Der zweite Sohn ist Charles Vincent Suphan. Die Kinder der beiden sowie ihre Kusins mögen diese Geschichte der Suphans von Amerika fortsetzen, eine Geschichte, die mehr als ein Jahrhundert zuvor mit der Einwanderung des Frankenhauseners Wilhelm Herrmann begonnen hatte. Im Vorangegangenen haben wir Daten und Begebenheiten
aus der Suphanfamilie ausgebreitet seit diese Deutschland verließ. Ihre
Erfahrungen sind denen vieler anderer deutscher Einwanderer in die USA
ähnlich. Was die Geschichte für mich so reizvoll machte, war nicht nur
der besondere Umstand der Herkunft aus Frankenhausen, sondern auch die
Möglichkeit, für ein und dieselbe Familie Daten und Begebenheiten auf
beiden Seiten des Atlantiks über eine so lange Zeitspanne verfolgen zu
können. Die Idee des Schmelztiegels Wir alle kennen das etwas abgegriffene Bild von Amerika
als dem Schmelztiegel der Nationen. Die Familiengeschichte der amerikanischen
Suphans ist aber das beste Beispiel dafür, dass dieses Bild immer noch
aussagekräftig ist. Die gerade niedergeschriebene Geschichte hat natürlich
den deutschen Zweig der Familie betont, was wegen des Familiennamens und
der ununterbrochenen Manneslinie sicherlich gerechtfertigt sein mag. Angeline
Maria Vincent fügte jedoch der thüringischen Hauptader niederländisches,
irisches und schottisches Blut hinzu. Der letzte Beweis dafür, dass der
Vorgang interkultureller Bluttransfusion nicht endet, mag darin gesehen
werden, dass der Enkel dieses Paares der Familie mit seiner Partnerin
hawaiisch-portugiesisch-slowakische Wurzeln hinzugefügt hat. ©Peter Teuthorn und William H. Suphan Autor dieser Darstellung ist Peter Teuthorn. Sie hätte
jedoch nicht geschrieben werden können ohne das Wissen und die wertvolle
Hilfe von William H. Suphan und das Kommunikationsmedium Internet, das
beide zusammenbrachte. Während Peter Teuthorn die Familiendaten aus Frankenhausen
zusammentrug und die Bezüge zur allgemeinen Geschichte herstellte, trug
William H. Suphan die Einzelheiten der Familiengeschichte in den USA zusammen. Anhang Weiterführende Links: [1] Schon bei seinem Sohn ändert sich die Schreibweise in Suphan. Allerdings finden sich später , Anfang des 19. Jahrhunderts wieder Varianten wie Suphahn und Subhahn für dieselbe Familie. [2] ThStA Rudolstadt, Kirchenbücher Frankenhausen, Film 2015. [3] Es liegt wohl nahe, einen genetischen Defekt anzunehmen. [4] Görmar, Gerhard: Die Frankenhäuser Feuer-Anstalt von 1832, Leipzig 1999/2003. [5] New York City besteht heute aus 5 Gebieten. Manhattan and Brooklyn sind zwei davon. Vor 1898 waren dies getrennte Städte. [6] Die vereinigten Staaten erheben alle 10 Jahre einen Census (Volkszählung), Allerdings verbrannten die Ergebnisse des Census von 1890. [7] Ernst, Robert: Immigrant Life in New York City, 1825-1863, New York 1979, p. 91. |
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