Solche Feuerlöscheimer - wie rechts im Bild - hatte Schiller vor Augen als er dichtete
...
Alles rennet, rettet, flüchtet
Taghell ist die Nacht gelichtet,
Durch der Hände lange Kette
um die Wette
Fliegt der Eimer, hoch im Bogen
Sprützen Quellen, Wasserwogen.
...

aus Die Glocke, 1799

 


Feuerlöschgeräte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Wieso interessiere ich mich, ein absoluter Laie zum Thema Feuerlöschwesen, für Feuerlöschgeräte des 19. Jahrhunderts? - Der Aufsatz von Gerhard Görmar über "Die Frankenhäuser Feuer=Anstalt von 1832" hatte einen amerikanischen Nachkommen des dort erwähnten städtischen Spritzenmeisters Suphan Jr. auf meine Website geführt. Inzwischen haben wir zusammen Herkunft, Auswanderung und Integration der Suphans in Amerika beschrieben. Da zwei der Nachkommen später im berühmten FDNY, dem Fire Department New York, als Feuerwehrleute arbeiteten, interessierte uns, welche Geräte in Frankenhausen bei der Feuerbekämpfung des Jahres 1833 zur Verfügung standen. - Im Folgenden soll lediglich versucht werden, die damalige Situation etwas zu illustrieren. Eine tiefergehende Darstellung ist nicht beabsichtigt und muss den Fachleuten überlassen bleiben.

"Das Spritzenwesen [in Frankenhausen] war mit sechs Spritzen und zwei Wasserzubringern ausgestattet. Die Spritzen I und II waren Schlauchspritzen. Zur Bedienung der Spritzen gehörten je zwei Spritzenmeister, zwei Schlauchführer, fünf Schlauchträger und 32 bzw. 24 Drucker."[1]
Die hier abgebildete Gothendorf-Fassensdorfer Feuerspritze, die aus der Mitte des 19. Jahrgunderts stammt, scheint in etwa der Prototyp solcher Spritzen zu sein. [2]

 

 

Für den Betrieb wurden an beiden Seiten des Pumphebels die mitgeführten Stangen durch die Metallösen geschoben. Dieses Prinzip ist auf der Zeichnung gut zu erkennen. [3] Eine kleinere mit Manneskraft zu bewegende Spritze, wie sie gerade in einer Leipziger Ausstellung zu sehen war, arbeitet nach demselben Prinzip.

Ein Exemplar, das der Frankenhäuser Spritze möglicherweise sehr nahe kommt - auf jeden Fall gilt das für die zeitliche Zuordnung - ist die alte Feuerwehrspritze aus dem Jahre 1828 der Löschgruppe Ottenhausen der Freiwilligen Feuerwehr Steinheim. Anlässlich ihres 75-jährigen Jubiläums wurde 2003 das Löschen mit diesem alten Gerät demonstriert. [4] - Im vergrößerten Bild ist zu erkennen, wie der Wassertank mit Eimern befüllt wird.

 

     
 

Natürlich waren dies in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch die Lederlöscheimer, die jeder Bürger anlässlich des Bürgereides vorweisen musste. - Die beiden Eimer sind im Museum Braunschweig zu sehen. Der rechte aus dem Jahre 1730 ist "Herrn Hof-Gericht Assessor von Krafft den 9ten Maius 1730" zugeschrieben. [5] Noch 100 Jahre später hatten sich diese Eimer nicht verändert.

"Das Bedienungspersonal waren meistens Handwerksmeister, ihre Gesellen sowie andere männliche Einwohner der Stadt. Spritzenmeister der Spritze I waren z. B. der Schlossermeister Koch und Schmiedemeister Subhahn jun.." [6]

So hatte es im Feuerstatut Frankenhausens aus dem Jahr 1832 geheißen. Der Betrieb der Frankenhäuser Spritze wird ähnlich wie im rechten Bild anzusehen gewesen sein.

 

Schon in den Statuten der Stadt Frankenhausen vom Jahre 1558 [7] gibt es eine Reihe Bestimmungen, die die Feuerbekämpfung betreffen. Hier ein Ausschnitt:

"Wenn man rufet oder stürmet/ so soll ein jeglicher Mann und Einwohner gehorsam seyn zu gehen/ wo er hin wird geheißen/ von uns oder unserem Rath auffs beste/ so er sich rüsten kann: Wer solches nicht thut/ daraff soll eine Straffe stehen/ als einen ungehorsamen Bürger/ auch wenn man Feuer ruffet/ so soll ein jeglicher getreulich zulauffen mit seinem Gezeige."

Unter diesem Gezeige, der Feuerrüstung, verstand man Handspritze, Leitern, Feuerhaken, lederne Eimer, Kübel, Äxte usw.

Alle Hauswirte sollten "zur Sommer=Zeit bey großer Sonnenhitze und besorgenden Donnerwetter ihre feuerrüstung einzuquellen und sie so Tags und Nachts mit Wasser auf dem Boden und vor die Häuser zu setzen erinnert seyen".

Gelegentlich scheint es gut, daran erinnert zu werden, welche Bürgerpflichten es gab, nein gibt. Denn die heutige Befreiung von solchen Pflichten ist nicht umsonst zu haben. Persönliche Mühen und Gefahren der Feuerbekämpfung haben wir uns, wie vieles andere, gegen eine andere Pflicht eingetauscht, die Pflicht zur Zahlung von Steuern und Abgaben an das Gemeinwesen, das diese Aufgaben übernommen hat. Bei unserem Unmut über diese heutige Bürde wird das leicht vergessen.


(c) Peter Teuthorn, Februar 2005

(Mein besonderer Dank gilt Herrn Dr. Gerhard Görmar, Leipzig, für Literatur- und Fachhinweise)


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[1]Gerhard Görmar: Die Frankenhäuser Feuer=Anstalt von 1832, Leipzig 1999.
[2] http://www.oh-museum.de/oh-museum/eutin/feuerspritze.htm, besucht am 26.2.2005. Diese Spritze befindet sich als Leihgabe des Ostholstein-Museums Eutin seit Okt. 2004 im Feuerwehrmuseum Schleswig-Holstein in Norderstedt. Nutzung der Abbildung mit freundlicher Genehmigung des Museums Eutin.
[3] Vierrädrige Druck-Feuerspritze, Mitte 19. Jahrhundert. Fundstelle: http://www.bechtheim.de/uber_Bechtheim/Feuerwehr/hauptteil_feuerwehr.html
[4] Verwendung der Fotos mit freundlicher Genehmigung der Feuerwehr Steinheim. Die gesamte Vorführung ist auf der website http://www.feuerwehrsteinheim.de/Veranstaltungen/otten2003.htm zu sehen. Die Löschgruppe Ottenhausen, der die historische Spritze gehört, beschreibt das Gerät wie folgt (Auszug): "Die Spritze ist mit einer mechanischen Technik ausgerüstet. Auf dem stabilen Fahrwerk ist ein Behälter aus Holz angebracht, der innen mit Blech beschlagen ist und ca. 500 Liter Löschwasser faßt. Das Wasser wurde bei Bränden in Holztonnen und Ledereimer in die Spritze gegossen. Man betätigte den großen eisernen Wipphebel mit 4 starken Männern. Jeweils hinten und vorne befindet sich ein Zylinder mit beweglichen Kolben, wobei die Kolbenstange mit der Wippe verbunden ist. Beim Hoch- und Herunterdrücken des großen Hebels wird das Wasser zugleich angesaugt und durch die anmontierten Schläuche zum Brandherd gedrückt.
[5] Vitrine im Museum Braunschweig, Fotos Peter Teutnorn.
[6] siehe FN1
[7] Stadtarchiv Bad Frankenhausen



Zum Thema:
Hermann Wilhelm E. Suphan verlässt Frankenhausen. Der Auswanderer und seine Familie.
Dr. Gerhard Görmar: Die Frankenhäuser Feuer=Anstalt von 1832


   

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