Bremen

Am Anfang der Geschichte Bremens stehen Kirche und Handel. Im 8. Jahrhundert reichte das Herrschaftsgebiet der Franken im Norden bis zur Weser. Dahinter lebten die Sachsen. Wo die fränkischen Krieger die Sachsen unterwarfen, bauten die mit ihnen ziehenden Mönche kleine Holzkirchen. Die Kirche, die Bischof Willehad 789 [1] auf einer Anhöhe am westlichen Weserufer, an der Stelle des heutigen Doms, errichtete, wurde das Zentrum Bremens. Die Zusammenarbeit zwischen Kirche und weltlicher Macht setzte sich zum Wohle Bremens fort. Bremens Erzbischöfe waren in den nächsten Jahrhunderten Amtsträger und Berater der deutsch-römischen Könige. Beispielhaft sei Liemar [2] (1072-1104) erwähnt, der Heinrich IV nach Canossa begleitete. (The shown coat of arms was used since the late 19th century. Source = http://www.ngw.nl/int/dld/b/bremen.htm / 20.8.2007)

Seit der Reformation predigten in Bremens Kirchen Reformierte und Lutheraner. Während der Bremer Rat den reformierten Predigern zuneigte, wurden im Dom lutherische Gottesdienste gehalten.

Die Gestalt der mit Wällen, Mauern und Türmen befestigten mittelalterlichen Stadt war bereits gegen 1230 ausgeformt [3] . Schwarzwälder schätzt die Einwohner Bremens zu dieser Zeit auf zwischen 10.000 und 15.000. Ihre sozial-rechtliche Struktur bestand aus drei großen Gruppen: Geistlichen, Bürgern und Einwohnern ohne Bürgerrecht. Innerhalb der Bürger, zu denen auch die Handwerksmeister gehörten, bestimmten im wesentlichen die Kaufleute den Rat, der die Stadt regierte. Für diesen hatte sich um 1300 die Selbstergänzung (Kooption) aus dem Kreise der versippten Kaufmannsfamilien durchgesetzt. [4]

Bremen war früh ein blühender Handelsplatz, an dem sich der Fernhandel und der Binnenhandel aus dem Einzugsgebiet der Oberweser [5] erfolgreich trafen. Bremen wurde Hansestadt und Freie Reichsstadt. Ihr auf den Handel ausgerichtetes liberales Bürgertum versuchte, die Stadt in kriegerischen Zeiten neutral zu halten.

Das Bremer Staatsgebiet reichte immer weit über die befestigte Stadt hinaus. Es hatte Grenzen mit dem Herzogtum Oldenburg und mit Hannover in seinen verschiedenen Staatsformen. Für den Bremer Rat stand aus diesen Gründen sowie wegen der weltweiten Handelsinteressen stets die Außenpolitik im Vordergrund. Als Anfang des 19. Jahrhunderts Bremen seine Neutralität nicht mehr aus eigener Kraft verteidigen konnte, schleifte es seine Befestigungsanlagen, um nicht Kampfplatz fremder Armeen zu werden. Auf dem Höhepunkt napoleonischer Macht war es zwischen 1810 und 1813 französisch. Für den Familiengeschichtsforscher sind die seitdem geführten Zivilstandsregister eine Besonderheit und wichtige Quelle.

Basis der Bremer Wirtschaft war zu allen Zeiten die Schiff-Fahrt, als Flussschiff-Fahrt auf der Weser, Küstenschiff-Fahrt in der küstennahen Nordsee und später als Hochseeschiff-Fahrt auf den Weltmeeren mit  Schwerpunkt der Amerikarouten und ihrem Höhepunkt, dem Auswanderertransport.

Die Situation um 1800 mögen die folgenden Zahlen verdeutlichen. In den Jahren 1796-1799 fuhren jährlich über 1000 Schiffe in die Weser ein [6] , davon 80 aus Amerika. Bremer Reeder besaßen zu dieser Zeit eine Flotte von etwa 180 Schiffen. Im 19. Jahrhundert wurde Bremen, zunächst vor Hamburg, zu Deutschlands Auswandererhafen Nummer eins. Diese wichtige Wirtschaftsphase muss aus Platzgründen an anderer Stelle folgen.

Neben der Kaufmannschaft, die die Geschichte Bremens insbesondere auch hinsichtlich seiner auswärtigen Politik bestimmte, spielte natürlich seit dem Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts die einsetzende Industrialisierung das Handwerk eine bedeutende Rolle. Während die Kaufleute in der Gilde des Kaufmanns organisiert waren, galten für die Handwerker die Zunftordnungen. Differenzierte Aussagen sind aufgrund der verwendeten Quellen nicht möglich, jedoch scheinen die Gewandschneider bedeutend gewesen zu sein. Im 16. Jahrhundert gehörten sie [7] sogar zur ratsfähigen Oberschicht. Einträglicher als ihr Handwerk war möglicherweise der Handel mit importiertem Tuch, auf das sie ein Monopol hatten.

In Bremen scheint der Übergang von der strengen Reglementierung durch Zünfte zu endgültiger Gewerbefreiheit, Manufaktur und Industrialisierung fließender als in anderen Städten abgelaufen zu sein. Bereits Anfang des Jahrhunderts stellten Handwerker bei großer Nachfrage auch unzünftige Gesellen ein. Der Zunftzwang war bereits während der Franzosenzeit erstmals aufgehoben, danach aber wieder zurückgenommen worden. Ab 1830/35 war er immer schwerer durchzusetzen. Als er 1870/71 endgültig aufgehoben wurde, schuf diese Entscheidung klare Verhältnisse und beendete das jahrzehntelange Ringen um Modernisierung.

Dieser Artikel entstand bei der Arbeit an der 'Prellberg-Teuthorn Family Story'.

  Diederich Wilhelm PRELLBERG, geb. um 1766 im Hannoverschen, erwarb 1795 das bremische Bürgerrecht und war hier Schneideramtsmeister. Sohn Hinrich Wilhelm Prellberg, geb. 1796 in Bremen, war Tischlermeister. Enkel Hinrich Wilhelm Prellberg, geb. 1869 in Bremen - gest. 1942 in Hoboken, wanderte 1892 nach Hoboken, New Jersey aus, wo er sich als Hafenarbeiter verdingte. Er heiratete dort die Kieler Auswanderin Luise TEUTHORN (1866 Kiel - 1942 Hoboken), Tochter des Kieler Barbiers Wilhelm Friedrich Otto Teuthorn.  
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© Peter Teuthorn 14. August 2007

[1] Schwarzwälder, Herbert: Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, Bremen 1975, Bd I S.26.

[2] Geschichte Bremens, Bd I S.36.

[3] Geschichte Bremens, Bd I S.53.

[4] Geschichte Bremens, Bd I S.63/69.

[5] Geschichte Bremens, Bd I S.43.

[6] Geschichte Bremens, Bd II S.525.

[7] Geschichte Bremens, Bd I S.163.

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