Ort / Kelbra

 

"Kelbra, itzo insgemein von denen Einwohnern dasiger Gegend Kelbern genannt, ist eine noch bekandte, obwohl nicht alzu grosse Stadt, zwey Meil Weges unter Nordhausen, mitten in der Güldenen Aue gelegen, welche in denen alten Brieffen sonsten auch Chelbra, Kelbera, am meisten aber Kelbra geschrieben wird."

 

   

Quelle: Joh. Georg Leukfelds Historische Beschreibung von dem ehemaligen Cistercienser Nonnen-Closter S. Georgii zu Kelbra, In der sogenannten Güldenen Aue, Leipzig und Wolfenbüttel 1721.

Kirche St. Georgii von der Marktstraße her gesehen

Obwohl heute in Sachsen-Anhalt gelegen, spielte der Ort hinsichtlich Wanderung der Frankenhäuser Familien - also auch der Teuthorns - über den Kyffhäuser eine nicht unerhebliche Rolle. Aber wer sagt denn, dass man über den Berg musste? Man konnte die Kyffhäusererhebung wohl auch wie heute westlich über Rottleben, Bendeleben, Steinthaleben und Badra oder östlich über Udersleben, Borxleben und Tilleda umfahren.

Die frühe Geschichte Kelbras ist die seines Klosters und der dort ansässigen Rittergeschlechter. Eine ergiebige Quelle für diese Zeit ist der bereits oben zitierte Johann Georg Leuckfeld. Das Nonnenkloster stiftete Graf Friedrich III von Rothenburg-Beichlingen 1251.

"Die itzige Stadt- und Pfarrkirche S. Georgii zu Kelbra ist eigentlich die alte Kloster-Kirche und der Uberbleibsel von dem ruinirten und secularisirten Jungfern-Closter, so in seinen Ruderibus dabey in der noch davon benamten Closter-Gasse zu sehen, wie nun das vormahlige Convent derer Closter-Jungfern diese Kirche anno 1251 von Grafen Friedrichen von Beichlingen geschencket bekommen […] und berechtiget gewesen […] aus sich eine Aebtissin zu erwehlen und aus einem anderen Stifte einen Probst zu postuliren […]." (Leuckfeld, S. 122)

Den Gründungskonvent bildeten die Nonnen aus dem Zisterzienserinnenkloster Frankenhausen, das eine frühere Gründung des Beichlingers ist. Das Kloster wurde durch Mönche des Klosters Walkenried und damit nach dessen Vorbild organisiert. Unter den Äbtissinnen finden sich auch zwei Namen der in der Kirche mit Wappen vertretenen Rittergeschlechter, nämlich Anna von Tütcherode 1468 und dieselbe später noch einmal 1489 und Lena von Arendswalden 1470. Als letzte Äbtissin trat Brigitta Edle von Querffurth 1524 ihr Amt an. (Leuckfeld, S. 177)

Während des Bauernkrieges 1525 machte sich die Wut auf den Klerus ganz allgemein in Plünderungen der Klöster Luft. Auch die Kelbraer Nonnen wurden verjagt, kehrten aber nach Niederschlagung des Aufstandes noch einmal zurück, bis das Kloster mit der Reformation dann sekularisiert wurde. - 1530 hielt Pfarrer Valentin Mylius (Müller) die erste evangelische Predigt. Nach der Einführung der Reformation wurde die St. Georgi-Kirche evang. Stadtkirche. Heute weist eine Inschrift an einem Mauerrest in der Thomas-Müntzer-Straße auf das ehemalige Zisterzienser Nonnenkloster hin.

 
St. Georgii Kelbra
Dies ist ein Flickr Modul mit Elementen aus dem Album Thüringen.

 

  Die vom Autor kürzlich gemachten Fotos (April 2008) sind auf die Bildplattform Flickr ausgelagert. Dort gibt es das Album Kelbra - St. Georgii mit einer Dia-Schau in Großformat.

Leuckfeld nennt als nachreformatorische Pastoren in Kelbra: Adam Bock - Johann Riemann aus Frankenhausen wird Pastor 1576 und stirbt zur Zeit der Pest 1611 den 31. August. - Magister Nicolaus Albani stirbt 1655, ist 43 Jahr Primarius gewesen. - M. Johannes Caspar Hesius aus Nordhausen. - Leuckfeld fährt ausführlich fort und nennt im folgenden als weitere 'Erste Pastoren' noch Magister Kindervater und Johannes Tölcke, bis 1698 Johann Georg Scharff berufen wird.

Als bei einem Großbrand 1607 der Ort bis auf wenige Gehöfte abbrannte, entging diesem auch die Kirche nicht. Sie wurde anschließend in der heutigen Form wiedererrichtet. In der hier beschriebenen Zeit war der Ort im wesentlichen mit dem Kloster identisch. Heute ist davon nur noch ein kleines Kernareal erkennbar, das von einem Rechteck zwischen Kirchstraße, Thomas-Müntzer-Straße und Marktstraße bestimmt wird und dessen Zentrum die Stadtkirche bildet, deren Chorwand im Osten direkt mit der Marktstraße abschließt. Aber natürlich prägen nicht nur Kirche und Rathaus das heutige Ortsbild. Abgesehen von zwei großen Hotels fallen einige schöne Fachwerkhäuser und ein Stück der alten Stadtmauer auf. Kommen Sie mit auf einen kleinen Spaziergang (Bildansichten).

Genealogische Notiz

Johann Samuel Heydenreich (1719-1789), Sohn des Thalebener Pastors Johann David Heydenreich (1683-1722) wurde wieder Pastor, und zwar in Bendeleben. Er kaufte 1777 ein Rittergut in Kelbra, das in der Folge der Stammsitz der Familie Heydenreich wurde. Es blieb im Besitz der Familie bis zum Tode des letzten Heydenreichs in Kelbra. Siehe auch Heydenreich / Frankenhäuser Familien.

Gefallene des 1. Weltkrieges


Links: Offizielle Kelbra-Website - Kelbra im Genwiki

Ortsteil Thürungen - Es ist naheliegend, an einen Schreibfehler oder eben eine Verwechselung mit dem Land Thüringen zu denken. Irrtum! Thürungen ist ein Ortsteil von Kelbra. Und das liegt nun unwidersprochen im heutigen Sachsen-Anhalt. - Der Link führt zu einer virtuellen Wanderung von Frankenhausen nach Kelbra (oder umgekehrt). Diese ist kartographisch interessant gelöst. Es gibt neben Google also noch andere intelligente Lösungen. Die Kartenansicht illustriert auch die Eingangsbemerkung zu Kelbra.

Kloster Walkenried - offizielle Website, Kloster Walkenried - bei Wikipedia

Informationen zu den Kirchenbüchern

PT 13.5.2008

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