Mit der Ehe von Emil Teuthorn (1880-1959) und Erika Bachmann (1886-1970)
kommt die Familie Bachmann - Corvinus ins Blickfeld unserer Familiengeschichte.
Erika hat ihre künstlerischen Neigungen - Malerei, Fotografie, Innenarchitektur
im Sinne von geschmackvollem Wohnen - von ihrem Vater, dem Fotografen
Franz Christian Friedrich Bachmann, und ihrem Großvater, Johann
Heinrich Ludwig Bachmann, dem Restaurateur und Tischler, mitbekommen.
Die Familie kam aus einfachen Verhältnissen.
Mehr als eine Bachmann hat Erika sich selbst aber wohl
als eine Corvinus gesehen. So streute sie in Gespräche über die
Familie schon mehr als einmal die mögliche Abkunft von Matthias
Corvinus, dem ungarischen Herrscher des 16. Jahrhunderts ein. Nach dieser
Geschichte soll ein Nachfahr eines nicht legitimierten Sprosses des Matthias
Corvinus "zur Zeit Friedrichs des Großen" aus politischen
Gründen nach Preußen geflohen sein. Obwohl damals noch in der Familie
ein Corvinus-Wappen (siehe Abb. Wappen der Hunyady Corvinus, überlieferter
Abguss in der Familie Bachmann) und ein Wappenring überliefert
waren, sehe ich diese Erinnerung als nicht überprüfbare Phantasie
an. Es gab weitere Familien in Deutschland, deren Name anlässlich üblicher
Latinisierungsmoden aus dem deutschen Rabe zu Corvinus wurde.
Gesichert aber sind zwei Generationen von Königlich Preußischen
Steuereinehmern, nämlich der Berliner Accise-Einnehmer Emanuel
Friedrich Corvinus (*um 1750) und sein Sohn der Obersteuerkontrolleur
Johann Ludwig Corvinus (+1834). Letzterer verband sich 1816 mit der
Tochter des Kontrolleurs der Pfänner- und Salzkasse in Halle/Saale,
Johann Georg Gottfried Dettow (oder Rottow). Die Familie gehörte
damit einem herausgehobenen Stande an und dürfte nicht ohne entsprechendes
Vermögen gewesen sein.
Ihr Sohn Ludwig Hugo Matthias Corvinus wurde Apotheker. Er war
am 23. April 1822 im südwestlich Leipzigs gelegenen Weissenfels geboren
worden. Seit wann er den Apothekerberuf ausübte ist nicht überliefert.
Aber er war zum Zeitpunkt seiner Heirat im Jahre 1852 bereits Apotheker
in seiner Heimat, nämlich im zwischen Halle und Bitterfeld gelegenen
kleinen Ort Brehna. Dies war damit möglicherweise seine erste
Apotheke. Wieso eine Zählung interessant ist, werden wir gleich sehen.
Seine Auserwählte war eine gute Partie. Es war die aus der Nähe
von Buxtehude stammenden Friederike Franziska Böhme, Tochter
eines Dömanenpächters. Die Trauung fand am 11. September 1852
im Hause der Brauteltern in Cadenberge statt. Dies, wie auch den gerade
genannten beruflichen Hintergrund, kennen wir aus dem Trau- und Aufgebotsbuch
der evang.-luth. Parochie in Cadenberge.
Der eigene Erbteil und die Mitgift ergaben zusammen wohl ein recht beträchtliches
Vermögen. Allerdings schaffte er es, dies innerhalb der nächsten
20 Jahre durchzubringen, so dass seine Frau bei seinem frühen Tode
(+20.11. 1873) mit 6 Kindern nahezu mittellos dastand. Eine Enkelin wusste
noch zu erzählen, dass er ein unruhiger Geist gewesen sei,
seine Apotheken nach jeweils kurzer Zeit wieder verkaufte, um mit seiner
Familie von einem Ort zum anderen zu ziehen. Welche Ortswechsel es
in den nächsten 10 Jahren gab, wissen wir nicht.
Aber von 1862 bis 1865 ist der Apotheker Corvinus in Birnbaum, dem heutigen
Miedzychod in der damals preußischen Provinz Posen nachgewiesen.
Der Familienforscher Günther Fuhrmann hat auf den Spuren seiner eigenen
Familie, die die
Apotheke in Birnbaum
begründete, die Besitzverhältnisse
der Apotheke anhand eingesehener Archivalien rekonstuieren können.
Am 29.7.1862 unrterschrieb der Apotheker Ludwig Hugo Matthias Corvinus
in Birnbaum den Kaufvertrag zum Erwerb der Apotheke im Wert von 38.000
Reichstalern. Allerdings ist drei Jahre später der Verkäufer
wieder als Eigentümer eingetragen. Zu diesem Zeitpunkt war unser
Abenteurer also schon wieder im Aufbruch. Ob es u.U. gar Probleme bei
der Abwicklung dieses Geschäfts gegeben hatte, muss Spekulation bleiben.
Das gilt auch für die Frage, ob die nächste Station bereits
Treptow an der Tollense, das heutige Altentreptow, war, oder ob es noch
eine weitere Station gab. Am 20. 11.1873 starb Ludwig Hugo Matthias Corvinus
jedenfalls in dieser Stadt. Offensichtlich war sein Vermögen zu diesem
Zeitpunkt zerronnen.
Seine Frau Friederike Franziska Corvinus, geborene Böhme, starb erst
am 19. Februar 1907 in Stettin. Dies war inzwischen die Heimat für
ihre in Birnbaum geborene jüngste Tochter Anna geworden, die mit
ihrem Mann, dem Fotografen Bachmann dorthingezogen war. Offensichtlich
hatte das Ehepaar sie im Alter zu sich genommen.
Da meine Erzählweise absichtlich nicht dem häufig anzutreffenden
Erzählschema nach Ahnenliste folgt, mache ich die Ahnenliste
der Erika Bachmann hier zugänglich, damit auch ein mögliches
Detailinteresse befriedigt wird.
© Peter Teuthorn, 6.1.2006
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