Orte/ Frankenhausen


Glossar

 
zu Fritz Brathers Aufsatz „Bornfest in der alten Salzstadt Frankenhausen“

zusammengestellt von Gerhard Görmar


Bornfest
Brunnenfest, wurde am Tag der Verkündigung und Himmelfahrt Marias (15. August ) gefeiert [1] . In Frankenhausen führte die Prozession zur Kapelle des Heiligen Wolfgangs, Schutzpatron der Salzsieder und des Salzwerkes.

Bornherrn
oberste Verwalter der Brunnen , es gab jeweils zwei Bornherrn, Dienstzeit 6 Jahre. [2]

Eid des Bornherrn:  „Ich gelobe und schwere dem wohlgeborenen M.g. herrn Graff Albrechten zu Schwarzburgk  und hohnstein und sonsten getreu, holdt und gewertigk zu sein, der Herschaft und ganzen Pfennerschaft schaden zu warnen und Nuzen zu befördern, ein vleißigk Aufsehen uf den Born und die Kunst sowohl uf den Bornmeister und sein Gesinde zu haben, und do etwas wandelbahr werden will, daßelbe zu bessern , die geboth gebührlich anzulegen, und einzufordern, alle zeit an Leder, eißen , Ketten, Raden, Rinnen und ander Noturft einen Vorrath zu schaffen, Uber Einnahme und Ausgabe richtige Rechnung zu halten,  In den Kothen beneben dem Zölner und Viermeistern umbzugehen und zusehen, daß daß Salz gar und rein gesotten und seinen gebührlichen Halt habe, Die Kerner mit ubrigen Tranckgelde und finanzen nicht  beschweret sondern gebürlichen geforderth werden, auch anders zuvorrichten was mihr vorgelesen worden und in dießem Ambte eigenet, gebühret und  wohl anstehet und will solches nicht unterlaßen, weder umb Gifft, Gabe, Gunst, Ungunst, Freundschafft , Feindschafft Oder eine andere Uhrsachen, So wahr mir Gott helffe“ [3]

Bornmeister
dem Bornherrn unterstellt, ist für den reibungslosen Betrieb der Brunnen, der Förderkünste und der Salzverteilung zuständig.
Eid des Bornmeisters: „Ich gelobe und schwere dem wohlgeborenen und edlen Mgherrn Graff Albrechten zu Schwarzburgk und Hohnstein getreu, holdt und gewertigk zu sein, der herrschaft, gemeiner Stadt und ganzen Pfennnerschaft schaden zu warnen, und Nuzen zu befördern, ein vleißiges Aufsehen auf den Born und Kunst sowohl uf mein gesinde zu haben, vor mich und die meinen niemandes ohne erleubnus den Born zuzeigen, oder deßen Gelegenheit zu vormelden, viel weniger in die kunst zu führen , und do etwas wandelbar werden werden will, dem Zölner und Bornherrn solches anzuzeigen, damit er in Acht genommen und gebeßert werden möge, mich auch sonsten in meinem Ambt vleißig und treulichen zuerweisen. Und wieder die mihr vorgelesene Artickel nicht zu handeln noch darwieder zu handeln vorstatten und nachzusehen, sondern mich also zuerzeigen, wie einen getreuen frommen und gehorsamen Bornmeister gehöret und wohlanstehet, undt will solches nicht unterlaßen, weder umb Gifft, Gabe, Gunst, Ungunst, Freundschaft oder Feindschaft, so wahr mir Gott helffe,“ [4]

Bruderschaft des heiligen Leichnams Christi
religiöse Genossenschaft.

Holzbinder
stellt Reisigbündel her, die zum Heizen der Pfannen verwendet wurden.

Hornschacht und die anderen Schächte [5]


Hornschacht:
auch Bergschacht genannt; in Frankenhausen gab es 7 Solequellen, auch als Schacht bezeichnet. Der Hornschacht hatte eine Tiefe von 20 m.
Schützschacht: oder auch Schüttschacht; ca. 10 m tief,  lieferte eine hochprozentige Sole.
Fünfseiler: Solebrunnen neben dem Vierseiler.
Treppenschacht:
auch als Tagesschacht bezeichnet; Solebrunnen von 9,5 m Tiefe.
Guter Solschacht: auch als Hauptschacht bezeichnet.
Bergquell: natürlicher Ausfluss der Sole, heute als Elisabethquelle gefasst (siehe Foto).


Pfänner oder Pfannherr:
Anteilseigner am Salzwerk.

Pfännerschaft: Vereinigung aller Anteilseigner (Pfannherrn) am Salzwerk. Die Pfännerschaft war für den Betrieb und die Erhaltung der Einrichtungen im Salzwerk verantwortlich und hatte einen Zoll von jedem hergestellten Stück Salz an den Landesherrn zu zahlen. Laut Salzordnung von 1601 soll am Frankenhäuser Salzwerk  „keiner theil haben wenig oder viel, er habe hauß und hof alhier zur Frankenhaußen, sey Bürger und bewohne dasselbe,“. [6] Auch durch Heirat konnte man Bürger der Stadt werden und Anteile am Salzwerk erhalten. Laut Salzordnung war die Obergrenze auf den Besitz von drei Salzpfannen festgesetzt.

Pfleger: Salzarbeiter an der Siedepfanne, die den Siedeprozess überwachen [7] .
Eid des Pflegers: „Ich schwere dem wohlgeborenen  M.g Herrn Graff Albrechten zu Schwarzburgk und Hohnstein getreu und holdt zu sein, dem Zölner und Salzgrefen in billichen Sachen undt was sie mihr ihres Ambtes halber befehlen werden, gebürlichen gehorsamb zu leisten , meinen Herrn Arbeit in den Sölden getreulichen abzuwarten, derselben nuz und frommen  zu befördern, Ihren Schaden zu warnen und abzuwenden,  daß salz gar und rein zu sieden, und do mihr nach erheischender Noturft  mein Meister ein Stücke oder mehr
Salz zu machen uferlegen würde, deßen ich mich sonsten genzlichen eußern will, weil es allein den Meister gebürt, denselben seinen gebürlichen Haldt und Maß zugeben und niemants mit meiner Arbeit zuverforteilen oder zubetriegen , wie ich dan auch ein mehres nicht von den Kernern und fuhrleuthen zu trankgeldt oder sonsten, alß mir die Salzordnung vergönnet und nachleßet nehmen, sondern mich in allen Puncten erwehnter Salzordnung gemeß, und also verhalten will, wie einem getreuen, frommen , ehrliebenden und gehorsamen Pfleger geziemet und wohl anstehet, in deme ich nicht ansehen will gunst, Ungunst, Freundschaft, Feindschaft, Gifft, Gabe oder etwas anderes, So wahr mir Gott helfe,“.

Salzgericht: „ Die beyden vom Stadt = Regiment abgehenden Bürgermeister sind jederzeit Salzgräfen, welche nebst dem Fürstl. Zollverwalter (Zöllner) und den beyden  Bornherrn, so die Aufsicht auf die Kunst haben, das Saltz=Gerichte ausmachen, und die dahin gehörigen und in der Saltzordnung determinierten Sachen schlichten und auseinander setzen.“ [8]
Salzgrafen: wurden als Aufsichtsbeamte eingesetzt. In Frankenhausen wurden die beiden Bürgermeister nach ihrer Amtszeit zum Salzgrafen bestimmt. Die Amtszeit betrug ca. 1 Jahr. Eid des Salzgrafen [9] : „Es sollen auch jeder Zeit die abgegangenen Bürgemeister, daß Jahr hernachen wie dahero breuchlichen gewesen, Salzgrefen sein, und im Salzwergk so oft es noth, und sie erfordert werden, umbgehen, und beneben dem Zölner, Bornherrn und Viermeister dahin sehen, daß daß Salz rein und gar gesotten werde, und seinen gebühlichen halt habe, ...“

Salzkunst:
Diente zur Förderung der Sole aus dem Brunnen. Mit der Kunst war meist ein Antriebsmechanismus wie Wasserrad, Pferdegöbel, Haspeln sowie der eigentliche Fördermechanismus, wie Pumpen (Pumpenkunst) oder Schöpfräder oder Schöpfketten gemeint.  Im Frankenhäuser Salzwerk wurden 6 Wasserräder durch ein System von Rinnen angetrieben. Das Wasser wurde durch die sogenannte kleine Wipper von der 11 km entfernten Wipper abgezweigt [10] . Das größte Wasserrad war ca. 10 m groß und betrieb ein  Paternosterschöpfwerk bestehend aus an Ketten hängenden Ledereimern. [11] [12]

Salzmeister: Angestellter des Pfannherrn und hatte die Aufsicht über die Siedehütten [13] .
Eid des Salzmeisters [14] :
„Ich gelobe und schwere dem wolgeborenen M.gn.Herrn Graff Albrechten zu Schwarzburgk und Hohnstein getreue, holdt und gewertigk zu sein, dem Zöllner und Salzgrefen , in allen billichen Sachen, und waß sie mihr ihres tragenden Ambts wegen befehlen werden, gehorsam zu sein,  meiner Herren Arbeit treulich und Vleißig abzuwarten , derselben Nuzen und frommen gebürlichen zu suchen, und Schaden zuvorwahren und niemandes in meiner befohlenen Arbeit zu vorteilen oder zubetrigen, daß Salz rein und gar zu sieden, dem selbigen alle Zeit seinen gebütlichen Haldt und Maß zugeben, nicht mehr von den kerner und furleuthen , alß die Salzordnung vormagk, zunehmen, noch mehr Uppen ufzuschlagen , oder dieselben größer, alß die Salzordnung haben will zumachen, noch Jemandes andres in den Sölden, so nicht darin gehörert, Arbeit zuvorstatten, Sondern will mich Allen Puncten der Salzordnung ein vorleibet, gemeß und  wir einen Ehrliebenden, getreuen und frommen Salzmeistergebüret, vorhalten und herinnen nicht ansehen Freundschaft, Feindschaft, Gifft, Gabe, Gunst oder Ungunst, So wahr mir Gott helffe,“

Salzschreiber: dokumentiert jedes hergestellte Stück Salz, mit Name des Pfannherrn und Gewicht. „Die  Wochenregister sowohl auch die Quartalrechnung soll er der Salzschreiber mit vleiß vorfertigen, Alles Salz so gemacht, und vorseumet worden, und wer es vorseumet und wöchentlich eine designation deßelben in unßer Canzley ein antworten,“.

Eid des Salzschreibers: „Ich gelobe und schwere, dem wohlgebornen Mgherrn, Graff Albrechten zu Schwarzburgk und Hohnstein getreu und holdt zu sein, dem Zölner in billichen Sachen, undt waß er mihr in seinem Ambte befohlen wirt, gehorsamb zu leisten, beneben den verordneten undt geschworenen Viermeistern, uf daß übrige und ungebürliche uppen und Salzaufschlagen , mit Vleis Achtung zu geben und solches dem zölner anzuzeigen, deßgleichen alles andere zu thun und zu leisten, waß mihr ist vorgelesen undt in meinem Ambt, vormüge der salzordnung gebüret und wohl anstehet, und solches nicht unterlassen, weder umb Gifft, Gabe, Gunst, Ungunst, Freundschaft, Feindschaft oder einerley andren Uhrsachen So wahr mir Gott helffe,“. [15]

Salzzollamtmann: auch als Zöllner bezeichnet, im Salzwerk oberster Aufsichtsbeamter des Fürsten. Wird von diesem eingesetzt. Einer der berühmtesten im 16/17. Jh. war Elias Fischer.
Eid des Zöllners [16] : „Ich schwere den wohlgebornen Mg Herrn, den sembtlichen Graffen zu Schwarzburgk und Hohnstein getreu und holt zu sein, J. g.g. und der Pfennnerschaft schaden zu warnen und nuzen zu befördern, ein vleißiges Aufsehen auf den Born, Kunst und ganzes Salzwerg zu haben , Damit denselben in seinem Gang erhalten und nicht in einstecken gerathen mögen, den zoll zu rechten zeit, an guten dichtigen Gelde einzunehmen , Uber der Salzordnung in allen Ihren Puncten und Artickel mit Vleiß zu halten, Und darwieder niemandes zu handeln gestatten, oder nachzugeben, noch selber darwieder zu thun, Sondern die Jehnigen so darwieder etwas vornehmen werden, ernstlichen und vormüge deselbigen zu straffen , Auch alles andere zu thun, waß zu erhaltung und fortsezung gemeldes Salzwergs gereichen und gedeyen magk, und will hierinnen nicht Ansehen, Gunst, Ungunst, Gifft, Gabe, Freundschafft, Feindschafft oder dergleichen, sondern will mich in meinem Ambt also erzeigen wie einem Ehrliebenden, getreuen, Vleißigen un gehorsamen Diener eigent, gebüret und wohl anstehet, So wahr mir Gott helffe,“

Siedepfanne: Wurde meistens aus Eisen- oder Bleiblechen gefertigt. In Frankenhausen war eine Siedepfanne laut Thölde zwölf Schuh lang (ca. 3,60 m und elf Schuh breit (ca. 3,30 cm) ond einen halben Schuh tief (ca. 15 cm). In der Siedepfanne wurde das Wasser aus der Sohle verdampft und Salz gewonnen. [17]

Unterstecker:
Salzarbeiter, die das Feuer unter den Pfannen in Betrieb halten und für die Bereitstellung von genügend Holz zu sorgen haben. Hier wurden auch manchmal Frauen beschäftigt [18] .


Gerhard Görmar, Februar 2004.


druckfreundliche Version

 


[1]   Müldener, Johann Friedrich: „Historische Nachrichten welche von der Capelle des heiligen Wolfgangs, eines besonderen Patrons des Salzwerks zu Frankenhausen und den hiebevor üblichen Brunnenfesten üblich gewesenen grossen processionen handeln und am Tage der Verkündigung Mariae, den 25. Merz 1756 der gesammten löblichen Pfännerschaft alhier zugeeignet worden“ Frankenhausen, in der Keilischen Buchdruckerey; Universitätsbibliothek Halle; Sign. Hist. Sax. 996.
[2] Ein solcher Bornherr war  z.B. August Wilhelm Teuthorn (*1693 +1735)
[3]   Franckenhäusische Saltz Ordnung vom 18. Dezember 1600.  In A. Fritschius : „Tractatio Synoptica de Regali Salinarum jure. Jena 1670. Stadtarchiv Bad Frankenhausen , GII - 142 Salzordnung des Salzwerks zu Frankenhausen; Stadtarchiv Bad Frankenhausen /Kyffh. Sign. 6/I-1282.
[4] ebd.
[5] Wirth, H.: „Das Frankenhäuser Salzwerk“;  Wiss. Zeitschr. Der Hochschule f. Architektur u. Bauwesen Weimar; 19 (1972) S. 89 - 99.
[6] Franckenhäusische Saltz Ordnung
[7] Walter, Hans-Henning: 2000 Jahre Salzproduktion am Kyffhäuser,  in Historische Beiträge zur  Kyffhäuserlandschaft Bad Frankenhausen 1986 Heft 10.
[8] Müldener
[9] Franckenhäusische Saltz Ordnung
[10] Görmar, G.: Die ,Kleine Wipper, am Kyffhäusergebirge und ihre Bedeutung für das Salzwerk und die Stadt Frankenhausen, Thesis – Wiss. Zeitschr. d. Bauhaus-Universität Weimar  (2002) S. 166 - 173.
[11] Wirth
[12] Thölde, Johann: „Haliographia“ Nachdruck der Ausgabe von 1612 mit einem Nachwort von H.-H. Walter   Reprintverlag Leipzig 1989.
[13] Walter, Hans-Henning: 2000 Jahre Salzproduktion am Kyffhäuser,  in Historische Beiträge zur Kyffhäuserlandschaft Bad Frankenhausen 1986 Heft 10.
[14] Franckenhäusische Saltz Ordnung
[15] ebd.
[16] ebd.
[17] Thölde
[18] Walter

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