Auszüge aus dem Wörterbuch der Gebrüder Grimm
Deuthorn - Duthorn
- Tuthorn
TUTHORN, n., zu tuten gebildet (s. dort u. vgl. blashorn); mnd. tut(e)horn
SCHILLER-LÜBBEN 4, 634; ndl. toet-, tuithoorn
DALE 2, 1780. 1802; dän. tudehorn
dansk ordboget 2, 459; zweideutig ist got. þuthaúrn 'trompete',
da es als erstes glied ein substantivum wie an. þytr, mhd. duz enthalten
kann; auf hd. sprachgebiet zuerst im md. des 15. jhs.: tythorn voc. rer.
bei DIEFENBACH gl. 83b s. v. buccina; die umlautform findet sich bis ins
18. jh.: tütthorn corno da sonare
KRAMER teutsch-ital. 2 (1702) 1164c; mit anl. lenis: 000099 GÖTHE
I 37, 59 W. (s. auch unter duthorn
u. düthörnchen teil 2, sp. 1768); vereinzelt tritt die diphthongierte
form auf: deuthorn STIELER stammb.
(1691) 775; teuthorn LUDWIG teutsch-engl.
(1716) 2042; in der schriftsprache setzt sich jedoch die umlautlose form
durch, die bereits im 17. jh. nachweisbar ist: cornu, buccina pastoris
... tuthorn ZEHNER nomencl. (1645)
15. mundartlich besonders im nd. u. md. verbreitet: tûthôrn
DOORNKAAT-KOOLMAN ostfries. 3, 453; tuuthorn SCHÜTZE holst. 1, 274;
MENSING schlesw -holst. 5, 194; brem. wb. 5, 135; tuuthoorn BÖNING
Oldenburg 120; tuthurn MI mecklenb.-vorpomm. 95; MÜLLER Reuter-lex.
141; tuthörn BLOCK Eilsdorf 99; tuthörn FREDERKING Hahlen b.
Minden 147; tûthorn LIESENBERG Stieger ma. 138; tûtehören
SCHAMBACH Göttingen 237; tuthoren FLEMES Kalenberg (nachtr.) 109;
tüthoën ROVENHAGEN Aachen 149; tythor MÜNCH ripuar.-fränk.
134; tuuthonn LEITHÄUSER Barmen 162; tûth
rn WOESTE westfäl.
277; tüthorn, düthorn SPIESS
henneberg. 261; tut-, tüthorn MÜLLER-FRAUREUTH obers. 1, 271;
dûthorn, dîthorn GÖPFERT sächs. Erzgeb. 59; tûthuer
luxemb. ma. 446; tüthorn SCHMELLER bair. 1, 634; im ostmd. vereinzelt
auch mit dem bindevokal -e- (s. HENZEN dt. wortbildg. [1947] 72): tutehorn
HAUPTMANN s. u. 1.
Bd. 22, Sp. 1944
1) 'blashorn'; insbesondere für das horn des hirten u. des wächters:(der
nachtwächterkönig Knarrasper) setzt das tuthorn an den mund:
'ut, ut' bläst er, da heult sein hund,
...
und also geht's von stund' zu stund'
BRENTANO w. 314 Dohmke;
denn (wenn es in der stadt brennte) würde man ja ... schon die glocke
und das tuthorn gehört haben W. RAABE Horacker (1876) 110; ist er
nicht der alte (nachtwächter) Helmbrecht, der nachts zu meines seligen
herrn vaters zeiten mit dem greulichen tutehorn winter und sommers bei
regen, wind und mondschein die wache hatte? GERHART HAUPTMANN Griselda
(1909) 19; als blasinstrument für kinder: tuthorn, trompete, pommer
und flöte, trommel und maultrommel und was der weihnachtsmann alles
zu bescheren pflegt, bildete anfänglich sein (des knaben Händel)
orchester CHRYSANDER Händel (1858) 1, 15; von BOBRIK see-wb. (1850)
699b auch als 'nebelhorn' bezeugt.
2) in verschiedener übertragener anwendung.
a) als pflanzenname für 'rübenkerbel' 'chaerophyllum bulbosum'
im schlesw.-holst., s. MENSING 5, 194; offenbar wegen der hohlen stengel,
die als pfeifen verwendet werden, dafür aufgekommen (s. MARZELL wb.
d. dt. pflanzenn. 1, 912 u. 334).
b) als spöttische bezeichnung für einen einfältigen, beschränkten
menschen: rech so'n ull tuuthorn MENSING a. a. o.; ähnlich von MÜLLER-FRAUREUTH
obers. 1, 271 bezeugt.
c) für eine art eierbrot (von der form eines tuthorns) bucht SCHMELLER
a. a. o. die bezeichnung tüthörnlein.
DUTHORN düthorn, n. blasehorn, nachtwächtershorn, jagdhorn FRISCH 1, 213. deuthorn STIELER 775, goth. þuthaurn, niederd. tuuthoorn Brem. wb. 5, 135. SCHÜTZE 1, 274. 4, 291. FROMMANN Mundarten 3, 544. 5, 359, niederl. toethoorn tuithoorn. (im Juni) werden alle dörfer ihr ungesatteltes milchvolk zu feld legen, bis sie der schweizerisch hauptmann in dem dütthorn wider abschafft und eintreibt FISCHART Groszm. 110. davon
DEUTHORN, n. jägerhorn, cornu venatorum. auf dem deuthorn blasen cornu signum dare STIELER 775. s. deuten = düten.
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